Das selbstbetitelte neue Chai-Album eignet sich der Nachwelt zu erklären, wie der Pop 2023 klang
von Sebastian Meißner
Ihr Debütalbum „Pink“ erschien bereits 2017 und sorgt in Japan für reichlich Aufruhr. Aber erst jetzt – mit Album Nr. 4 – kommt die CHAI-Welle auch bei uns an. Die Girl-Gruppe – bestehend aus Mana, Kana, Yuuki and Yuna – spielt eine Version von Pop, die sich am Funk der 80er ebenso orientiert wie an Neo Soul und Avantgarde. Das Ganze ist maximal kurzweilig gehaltener Pop, weil die Band sich keine zwei Takte hintereinander wiederholt und damit einen so willkommenen Gegenentwurf zum hiesigen Mainstream-Pop bietet.
Hochglanz-Popperlen
Die Stücke (für deren Benennung
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die Band Wörter wählte, die man sofort mit Japan assoziiert), klingen allesamt irrsinnig modern, was sowohl an der Produktion als auch am Material liegt. Stücke wie das treibende „Karaoke“, „Match“ oder „Para Para“ sind funkelnde Hochglanz-Popperlen mit funky Gitarren und Synth-Bass. Ihr Drive ist mitreißend. Gleichzeitig stecken sie voller kleiner und großer Überraschungen und sehr cleveren Arrangements. Noch deutlicher wird dies in den großartigen „We The Female!“ und „Driving22“, die immer wieder geschickt ihr Stimmungsoutfit ändern.
Chai und die Nachwelt
Will man mögliche Einflüsse identifizieren, fallen einem am ehesten Bands ein wie Tokyo Jihen, Basement Jaxx, Jamiroquai, Gorillaz und CSS, aber auch Chvrches und Justice. Bei allen bemühten Vergleichen bleibt die Musik von Chai aber stets eigen. Das liegt auch an den blitzsauberen, oft mehrstimmigen Gesangsparts der vier Musikerinnen. Und so ist „Chai“ eine wirklich spannende und kurzweilige Platte, die bestens dazu geeignet ist, der Nachwelt zu erklären, wie 2023 klang.
„Chai“ von Chai“ erscheint am 22.09.2023 bei Sub Pop / Cargo Records. (Beitragsbild von Yoshio Nakaiso)